Angriff, Bomben, Flucht.
Themen, die wir über viele Jahre in den Geschichtsunterricht verbannt hatten – und da sehr gerne auch gelassen hätten – sind plötzlich in Europa wieder aktuell geworden.
Seit Wladimir Putin am 23.02.2022 die Invasion der Ukraine begonnen hat, hat sich auch das Leben in Deutschland drastisch verändert. Täglich sehen wir neue Bild von Angriffen, zerstörten Gebäuden und Städten, verletzten Menschen. Geflüchtete Menschen kommen in Deutschland an, viele davon Frauen und Kinder. Dazu kommt die Unsicherheit darüber, welche Auswirkungen der Krieg auf das Leben in Deutschland noch haben wird – auf Öl- und Lebensmittelpreise etwa.
Krieg und Flucht – Themen, die Kinder beunruhigen und belasten können
Für Kinder sind all diese Bilder und Informationen noch schwerer zu verstehen und einzuordnen als für Erwachsene. Sie sehen die medialen Bilder, erleben die Gespräche und Ängste der Erwachsenen und spüren die Veränderungen, können die Situation aber nicht überblicken und einordnen.
Bei Kindern entstehen deshalb viele Fragen, vielleicht auch Unsicherheiten und Ängste. Möglicherweise machen sie sich auf bruchstückhafte Informationen auch einen Reim, der noch mit der Realität abgeglichen werden muss.
Für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher ist diese Zeit auch deshalb besonders herausfordernd, weil sie gleich so vieles auf einmal bewältigen müssen: Sie müssen mit ihren eigenen Fragen und Unsicherheiten zurechtkommen. Sie müssen die Kinder gut und sensibel durch diese Zeit begleiten. Und zugleich haben sie vielleicht Kinder in den Schulklassen oder Kindergarten-Gruppen, die selbst geflüchtet sind oder einen persönlichen Bezug zum Kriegsgeschehen haben und besonders sensible Unterstützung benötigen.
Jede einzelne dieser Herausforderungen ist schon schwierig genug. Die Kombination macht es nicht einfacher.
Wir haben deshalb einige Tipps und gute Links zusammengestellt, die dabei unterstützen können, sich selbst zu sortieren und Kindern gut zu begegnen.
Tipps, um mit Kindern über Krieg und Flucht zu sprechen
Gespräch über Krieg und Flucht sind nicht einfach. Wir wollen unsere Kinder ernst nehmen und ihnen offen begegnen – aber dennoch keine Ängste schüren. Die folgenden Tipps können helfen, Gespräch mit Kindern zu führen:
Aufmerksamkeit und Hinschauen: Das Kind entscheidet über seinen Redebedarf
Beobachten Sie Ihr Kind und signalisieren Sie Gesprächsbereitschaft. Nehmen Sie sich Zeit, schaffen Sie ruhige Situationen und fragen Sie nach, wie es Ihrem Kind geht. Dann können Sie an die Fragen und Themen des Kindes anknüpfen. Zwingen Sie dem Kind kein Gespräch auf: Das Kind muss selbst entscheiden, wann es welche Fragen stellt. Seien Sie aber immer wieder aufmerksam und bieten Sie das Gespräch an.
Ehrliche Antworten in verständlichen Worten
Wenn Ihr Kind Fragen stellt oder Ängste ausdrückt, dann begegnen Sie ihm aufrichtig und authentisch. Versuchen Sie nicht, auszuweichen oder etwas vorzuspielen: Kinder merken das und fühlen sich nicht ernst genommen. Antworten Sie ehrlich, geben Sie eigene Fragen zu und erklären Sie, was Sie wissen. Versuchen Sie aber, eine einfache, kindgerechte Sprache zu benutzen und allzu martialische, angsteinflößende Begriffe und Äußerungen zu vermeiden. Sie wollen, dass das Kind die Situation versteht und für sich einsortieren kann – nicht aber, dass es schreckliche Bilder im Kopf hat oder Ängste aufbaut.
Positiv bleiben: Zeigen, was jetzt getan werden kann
Auch wenn die Situation schlimm ist: Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihrem Kind, hoffnungsvoll zu bleiben und dem Blick auf das zu lenken, was Sie jetzt tun können. Vermitteln Sie Hoffnung, dass der Krieg vorbei gehen wird. Und überlegen Sie, wie Sie in der Situation positiv aktiv werden können. Indem Sie auf eine Demonstration gehen, Dinge oder Geld spenden oder ganz konkret anderen Personen helfen. Das schafft Selbstwirksamkeit und Hoffnung und nimmt dem Kind das Gefühl der Machtlosigkeit.
Gute Angebote im Netz für Kinder und Erwachsene
Um mit Kindern zu sprechen oder auch konkret aktiv zu werden, gibt es viele gute Angebot im Netz und darüber hinaus. Eltern, aber auch Lehrerinnen und Lehrer und Erzieherinnen und Erzieher finden hier Tipps, Ratschläge und ganz konkrete Unterstützungsmaterialien:
Kindgerechte Erklärungen und Informationen beim Ki.Ka
Nachrichten für Erwachsene sind für Kinder meist viel zu abstrakt und zeigen teils sehr brutale Bilder. Dennoch wollen auch die Kinder informiert sein. Der Ki.Ka hat viele gute Angebote, in denen das Thema Krieg und Flucht kindgerecht, sensibel und verständlich aufgegriffen und aufbereitet wird. Auf der Themenseite „Mit Kindern über Krieg sprechen“ sind viele Videos von logo!, Checker Tobi, neuneinhalb, Ki.Ka live und vielen mehr gesammelt, die die Fragen der Kinder aufgreifen und beantworten. Außerdem gibt es hier viele Tipps für Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen.
Miteinander sprechen: Unterstützung bei der Kommunikation mit geflüchteten Kindern und Erwachsenen
In vielen Schulklassen und Kindergärten sich bereits ukrainische Kinder angekommen, auch viele Familien nehmen geflüchtete Personen zu Hause auf. Häufig ist es aber erst einmal schwierig, miteinander zu kommunizieren. Für Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch für Menschen, die privat Kontakt zu geflüchteten Personen haben, gibt es deshalb viele nützliche Hilfsmittel: Karten, um die Sprache zu lernen, Übersetzungs-Tools, Unterrichtsmaterialien und -vorschläge.
Bei Coollama etwa kann man Hilfskarten in vielen Sprachen herunterladen und ausdrucken, die bei der Verständigung helfen.
Die Tüftel-Akademie stellt ein kostenloses Bildwörterbuch zur Verfügung.
Sehr viele Links, Materialien und Tipps vor allem für Lehrerinnen und Lehrer hat die Seite ZUM deutsch lernen zusammengetragen.
Konkret helfen – was kann ich tun?
Viele Menschen wollen jetzt selbst etwas beitragen und den Menschen in und aus der Ukraine helfen. Manche spenden Geld oder geben Sachspenden, manche engagieren sich in Organisationen, manche nehmen selbst Geflüchtete auf. Wie Sie helfen können und was Sie dabei beachten müssen, hat die Caritas auf ihrer Seite in einem FAQ übersichtlich zusammengestellt.
Auch die Bundesregierung hat eine Seite zusammengestellt, die wichtige Fragen beantwortet.
In vielen Städten arbeiten lokale Organisationen eng mit den öffentlichen Einrichtungen zusammen. Häufig kann man hier gut aktuelle Informationen bekommen und sich engagieren.