Tag der Arbeit ohne Arbeit – was feiern wir am 1. Mai?

Geschichte und Traditionen zum Tag der Arbeit – für Kinder erklärt

Der 1. Mai ist nicht irgendein Feiertag, sondern der Tag der Arbeit, der eine spannende Geschichte rund um die Welt hinter sich hat. Wir zeigen, was an diesem Tag schon alles passiert ist und wie man ihn Kindern gut erklärt – und haben sogar ein kostenloses Arbeitsblatt zum 1. Mai zum Download für euch!

1. Mai – ein Feiertag, juhu! Gleich mal den Wecker ausstellen, den Schulranzen hinter dem Schrank verstecken und ab in die Eisdiele, auf den Bolzplatz oder auf’s Sofa! Schließlich gibt es heute was zu feiern!

Aber … was gibt es eigentlich zu feiern am 1. Mai? Ostern ist längst vorbei, für Pfingsten ist es noch zu früh – und dazwischen passiert doch weiter nix, oder?

Der 1. Mai ist für Viele einfach nur ein netter, freier Tag zwischendrin. Dabei hat er das gar nicht verdient. Denn tatsächlich hat der Tag eine ziemlich lange, ziemlich spannende Geschichte!

Tag der Arbeit – ein Tag mit ganz schön viel Geschichte

Es ist nämlich keine neue Erfindung, den 1. Mai als Feiertag zu begehen – im Gegenteil. Der Tag ist bereits seit fast 150 Jahren ein ganz besonderer Tag.

Begonnen hat die Geschichte des 1. Mai als „Tag der Arbeit“ im Jahr 1886 in Amerika. Das Land steckte damals mitten in der Wirtschaftskrise. Es gab viel zu wenig Arbeit. Und wer einen Job hatte, der musste arbeiten bis zum Umfallen und bekam dafür trotzdem zu wenig Geld zum Leben.

Am 1. Mai hatten die Arbeiter endgültig genug: Sie traten in den Streik. 340.000 Menschen gingen damals auf die Straße, alleine 90.000 davon auf dem Haymarket in Chicago. Sie protestierten gegen die Ausbeutung und gegen die schlechte Bezahlung. Sie wollten den Acht-Stunden-Tag und genug Geld, um ihre Familien zu ernähren. Denn: Für einen 12-Stunden-Tag Arbeit bekamen die Menschen damals etwa 3 Dollar Lohn. Das reichte nicht einmal für ein ordentliches Abendessen.

Doch die Arbeitgeber hatten dafür kein Verständnis. Nach mehreren Streiktagen eskalierte die Situation, jemand schmiss eine Bombe, die Polizei schoss auf die Menschen, viele Arbeiter starben beim „Haymarket Riot“.

Faire Arbeitbedingungen, höhere Löhne - dafür wird am Tag der Arbeit traditionell demonstriert.
Bild von L. Pham auf Pixabay

Nach dem Streik ist vor dem Streik

Also war der ganze Streik umsonst?

Nein, das nicht.

So brutal, traurig und (scheinbar) erfolglos der Haymarket Riot war – er hatte trotzdem gigantische Auswirkungen.

Schon drei Jahre später, im Jahr 1889 wurde in Paris ein Internationaler Arbeiterkongress abgehalten, um den Opfern des Haymarket Riots zu gedenken. Und von da an kam einiges ins Rollen.

Ab 1890 war der Tag der Arbeit ein fester Termin in den Kalendern der Menschen: Es wurden Kundgebungen und Demonstrationen veranstaltet, in Deutschland etablierten sich die ‚Maispaziergänge‘ – überall auf der Welt kämpften Menschen an diesem Tag für bessere Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung und eine funktionierende Work-Life-Balance.

Das war nicht immer gern gesehen, lange Zeit musste die Menschen nach den Demonstrationen mit harten Strafen rechnen. In Deutschland versuchten ab 1933 sogar die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler, den Tag für sich zu vereinnahmen und für ihre Propaganda zu nutzen. Doch bei allen Widrigkeiten und allem Gegenwind – niemand konnte den ersten Mai dauerhaft stoppen. Und das gilt bis heute.

Denn noch heute wird der Tag der Arbeit – auf Englisch „Labor Day“ – in vielen Ländern gefeiert. Jedes Land hat seine eigenen Traditionen, manche Länder begehen den Tag mittlerweile an einem anderen Datum, aber überall gibt es einen „Tag der Arbeit(er)“, an dem faire Arbeitsbedingungen, faire Löhne, gerechte Arbeitszeiten und die Rechte der Arbeiter*innen im Zentrum stehen.

In Deutschland gibt es längst den 8-Stunden-Tag, den Mindestlohn und Urlaubstage für alle Arbeiter*innen. Trotzdem ist bei weitem nicht alles perfekt und so rufen die Gewerkschaften noch immer jedes Jahr dazu auf, am 1. Mai für die eigenen Rechte auf die Straße zu gehen. Menschen demonstrieren für höhere Löhne, für bessere Arbeitsbedingungen, aber auch gegen Kapitalismus insgesamt oder für eine gerechtere Welt.

Eine ausführliche Geschichte zum Tag der Arbeit mit vielen Bilden und Videos gibt es beim NDR.

Maibaum, Walpurgisnacht – was hat es damit auf sich?

Am 1. Mai stellen viele den Maibaum auf. Mit dem Tag der Arbeit hat das nichts zu tun.
Bild von holzijue auf Pixabay

Aber was hat eigentlich der Maibaum mit dem Tag der Arbeit zu tun, fragt ihr euch? Oder die Walpurgisnacht?

Tja, nix.

Denn auch wenn der 1. Mai historisch der Tag ist, an dem für mehr Fairness für Arbeiter*innen gekämpft wird, haben sich in der Zwischenzeit diverse andere Traditionen entwickelt. Oft sind diese auf bestimmte Regionen begrenzt und haben wiederum ihre eigene Geschichte.

An vielen Orten etwa gibt es traditionell einen „Tanz in den Mai“. Am 30. April wird die sogenannte Walpurgisnacht gefeiert. Mit großen Lagerfeuern, Musik und Tanz sollen die bösen Geister des Winters vertrieben und die warme Jahreszeit begrüßt werden.

In Süddeutschland und Österreich kann man den Menschen am 1. Mai auch oft beim Schuften zusehen, da werden nämlich Bäume herum geschleppt und aufgestellt: In fast allen Orten steht dort der „Maibaum“ auf dem Marktplatz oder an einer zentralen Stelle. Das ist entweder ein geschmückter Baum, meist eine Birke, oder ein sehr langer, blau und weiß bemalter Holzstab, der mit Kränzen, Bändern und bunten Holz-Plaketten geschmückt ist. Oft sind auf den Plaketten die Handwerke des Ortes oder Feierlichkeiten des ganzen Jahres zu sehen. Früher schleppten die Männer in der Nacht außerdem eine geschmückte Birke in die Vorgärten ihrer Liebsten, als Zeichen ewiger Treue. Wie der Maibaum genau aufgestellt wird, hat sich Willi schonmal angeschaut und zeigt es hier:

Dieses Jahr wird es leerer sein als sonst, auf den Straßen und Plätzen. Corona hat uns immer noch im Griff, es wird keine großen Demonstrationen, kein wildes Tanzen um den Maibaum – und auch keine Picknicks im Park mit allen Freund*innen und Nachbar*innen geben. Was es aber trotzdem geben wir, ist ein freier Tag, den wir genießen und feiern dürfen – und uns daran erinnern, dass wir den Luxus von freien Tagen nur deshalb haben, weil schon vor fast 150 Jahren Menschen dafür auf der Straße demonstriert und gekämpft haben!

Alles verstanden? Für echte Expert*innen zum Tag der Arbeit – und solche, die es werden wollen – gibt es hier unser kostenloses Arbeitsblatt zum 1. Mai zum lesen, denken und malen!

Viel Spaß!

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